CSD in Pirna – für eine bunte, vielfältige Lebenswelt!

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Am 12. Juli waren wir gleich bei zwei wichtigen Einsätzen unterwegs: bei Fanta 4 in Dresden und beim 14. CSD in Pirna. Hier zahlreiche Impressionen von OMAS, die uns mit viel Engagement – und offensichtlich auch mit großer Freude – beim CSD vertreten haben.


Ausstieg am Parkplatz: „Du blöde Kuh!“ Der Blick des wütenden Passanten zielt auf mein nagelneues „OMA GEGEN RECHTS“ -T-Shirt. Welcome to Pirna! Auch in der Konditorei, in der Greta, Ulrike und ich nach dem Aufbau unseres Pavillons einen Kaffee trinken und eine Kleinigkeit essen wollen, werden wir mit eisigen Blicken bedacht. Am liebsten würden wir wieder gehen. Die Spannung löst sich erst allmählich. Überraschenderweise sind wir ja ganz nette Menschen…

Kleine Erfahrungen wie diese zeigen mir, wie wichtig die Präsenz und deutliche Sichtbarkeit zivilgesellschaftlicher Akteure ist, die sich der antidemokratischen und menschenfeindlichen Stimmung gerade in diesen kleineren Städten in Sachsen entgegenstellen. Es ist unbegreiflich, wie sehr sich die gesellschaftliche Mitte von (geschlechtlicher) und kultureller Vielfalt herausgefordert und bedroht fühlt. Die Saat des Hasses ist aufgegangen, weil rechte Bewegungen es geschafft haben, sich selbst und „das deutsche Volk“ als Opfer zu inszenieren: als Verteidiger einer angeblich „bedrohten“ nationalen Identität gegen äußere Einflüsse wie Migration, Globalisierung oder vermeintliche „kulturelle Entwurzelung“ und ein antipatriarchales Familien- und Frauenbild. Hilflosigkeit angesichts des Krieges, Angst vor Wohlstandsverlusten und der Überforderung durch „neue“ Familien-, Frauen- und Männerbilder haben sich trefflich umfunktionieren lassen in Abgrenzung, Ausgrenzung und den Wahn einer nationalen Homogenität…

An unserem Stand selbst haben wir dagegen ganz andere Erfahrungen gemacht: Soviel Freundlichkeit, Neugier und auch Dankbarkeit…. Die „OMA SCHICKT MICH“-Buttons gingen weg wie die warmen Semmeln. Und sehr schön zu sehen, wie non-binäre Personen sich trauen, sichtbar zu werden…

Sigrid


Wir legten einen Teil unseres OMA-Memorys mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad aus. Das fand sofort Anklang. Vor mir steht Vincent im grünen Kleid, mit blonden langen Haaren und hochdrapiertem Busen, der mich sofort auf die Frage brachte, wie es wohl für einen Sechzehn- oder Siebzehnjährigen sein muss, sich dieses Objekt seiner Neugier oder Sehnsucht umzuschnallen. Vincent forderte seine Freund*innen heraus und fand in aller Ruhe die meisten OMA-Paare.

Ich habe das Memory an diesem Tag so oft gemischt, dass ich zum Schluss selbst die Paare nicht mehr auseinanderhalten konnte. Es hat mir Spaß gemacht, zu erleben, dass unser kleines Spiel ein toller Beitrag zur Gemeinschaft war.

Das Leben zwischen uns OMAS wirkte vielleicht wie ein Spiegel nach außen. Auch wir lebten Gemeinschaft. Ich durfte mindestens dreimal von Sigrids Käsestulle abbeißen. Von so einer Käsestulle konnte ich in meiner Kindheit nur träumen. Gemeinschaft kann so wohltuend sein … und so einfach.

Monika


OMA SCHICKT MICH…
Die Nachfrage nach den Buttons war groß, zum Selbertragen – oder aber auch zum Weitergeben an andere Omas.

Ulrike


Mich hat beeindruckt, wie viele Menschen und verschiedene Organisationen an diesem Tag für Vielfalt und Solidarität in Pirna Flagge gezeigt haben – trotz des miesen Wetters.

Susanne


Regen – trotzdem gute Stimmung. Unser Stand etwas abseits, dennoch gut besucht, von Leuten jeden Alters, von “normalo” bis “schrill”. Der Button “OMA SCHICKT MICH” ging weg wie nix. Mehrmals die bedauernde Aussage: “Schade, dass es keine OMAS GEGEN RECHTS in Pirna gibt; ich wäre dabei.” Wir hätten eine Liste beginnen sollen, um hier Kontakte zu vermitteln.

Beim gelegentlichen Bummel über den Platz erstaunt und erfreut, dass auch die Bundespolizei einen LGTB-Stand dort hatte. Die jungen Polizistinnen berichteten, dass auch sie bei derart Öffentlichkeitsarbeit oft Anfeindungen erfahren, dass gefordert wird, sie hätten gefälligst “neutral” zu sein. Welches Missverständnis überall zum Neutralitätsgebot!

Auf der Bühne Reden und Musik – hinter der Bühne, durch die Rückwand scheinend, die Fahnen der Rechten um Max Schreiber … ein wenig unheimlich. Doch wir wurden von der Polizei gut abgeschirmt und bald waren sie auch wieder weg.

Viel Wertschätzung für uns gab es an diesem Tag, von den Besuchern und von den Veranstaltern, die uns persönlich am Stand aufsuchten. Dafür hatte aber auch Uta auf der Bühne einen ganz besonderen Beitrag geleistet. Hier ihre wunderbare Rede.

Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

Ulrike