Wenn eine Transperson von der Bühne ruft “Ich bin in Sachsen geboren und in Sachsen-Anhalt aufgewachsen – ich lasse mir meine Heimat nicht nehmen!” – dann treibt es mir die Tränen in die Augen. Der CSD in Bautzen hat gezeigt – es gibt so viele, so herrliche, so fröhliche und gleichzeitig so verletzbare bunte Menschen in unserem Land, es lohnt sich, dafür einzutreten, dass dies so bleibt. Eine Heimat für alle, egal, wie sie leben, egal, wie sie lieben. Das wichtige ist, dass sie lieben😊.
Schon die Hinfahrt für uns Dresdner OMAS (und einen OPA) war ein Erlebnis – junge Menschen haben für uns Sitzplätze freigehalten und es war gar keine Diskussion: OMAS und OPAS dürfen auch in völlig überfüllten Zügen sitzen. Was für ein Privileg – und was für eine herzliche Freundlichkeit.

Aus allen Ecken Deutschlands waren OMAS und auch OPAS angereist, um den Bautzner CSD zu unterstützen. Das ist eine ganz besondere Art des Zusammenhalts.
Der von den Lausitzer OMAS angemeldete Platz war letzten Endes sehr weit weg von der Parade und trotzdem genau richtig. Denn hier wollten sich die jungen Rechten treffen, um gegen den CSD zu demonstrieren. Dass durch die Intuition einer OMA plötzlich die als Provokation gemeinte Frage “darf ich als Rechter Ihr Spiel auch spielen?” dazu führte, dass plötzlich wirklich OMAS gemeinsam mit RECHTEN ein verbindendes Gemeinschaftsspiel spielten, grenzt an ein Wunder. Ein Wunder, das es gab. Und das zeigt, es gibt sie, die Möglichkeit, trotz aller Ressentiments miteinander zu kommunizieren.
Auch die Polizei war besonders aufmerksam, sehr gut geschult und besonders deeskalierend – ja nahezu höflich. Auch das eine Erfahrung, die ich bisher so nicht gemacht habe.
Die aufgefangenen Worte am Rande, die kleinen Diskussionen mit wütenden Passant:innen bleiben Randglossen und nehmen mir nicht die Freude, dass mehr als 4.000 Personen friedlich und fröhlich für ihre Rechte bzw. die Rechte ihnen in der Haltung nahestehender Menschen eingetreten sind in einer Stadt, deren Wahlergebnis nicht direkt ermutigend war.



Ein Tag in Bautzen, der Mut macht. Der Gemeinschaft zeigt. Der beweist, dass es Hass gibt – und dass diesem Hass Liebe entgegengesetzt werden kann.
Wie froh bin ich, meinen Sonntag in Bautzen verbracht zu haben.
PS: Vor Jahrzehnten schon haben sich Menschen für die Anerkennung der Homosexualität eingesetzt. Auch Transmenschen. So können heute ein Herr Spahn und eine Frau Weidel offen homosexuell leben. Nun ist es an der Zeit, auch alle anderen Lebens- und Liebesformen öffentlich zu akzeptieren. Dass diese Menschen sich die Unterstützung der Schwulen und Lesben wünschen, ist sowas von logisch und folgerichtig – also meine heterosexuelle Unterstützung jedenfalls haben sie …
Claudia