In eigener Sache: Dieser Beitrag erscheint zwar mit einigem Zeitverzug, ist uns aber so wichtig, dass wir ihn Euch dennoch nicht vorenthalten wollten. Aber lest selbst!

An den diesjährigen internationalen Wochen gegen Rassismus haben sich die OMAS GEGEN RECHTS.DRESDEN mit der Teilnahme an der Demonstration gegen den “Bundesweiten Protest der Reichsbürger*innen-Szene und der extremen Rechten” am 22.03.2025 in Dresden beteiligt. Die OMAS waren auf dem Neumarkt in Dresden, wo sich die rechte Szene zu einer Kundgebung versammelt hatte, offiziell mit einem Stand mit Kuchen und Keksen und ihren Schildern dabei.



Nachfolgend die Erlebnisse dreier OMAS im Rückblick.
Es war für mich ein Demotag wie so viele in Dresden: Eine größere Demo mit einer kruden Mischung von Teilnehmern aus diversen Milieus: Querdenker, naive Pazifisten, Wutbürger, Pegida-Anhänger, Neonazis, … Alles zwar überwiegend männlich, aber auch Frauen und Mädchen darunter…
Gegenüber ein Stand von progressiven Kräften mit wenigen, überwiegend weiblichen Teilnehmerinnen.
Ich weiß nicht mehr, wer alles an diesem Tag zu Gegenprotesten aufgerufen hatte.
Als ich dazukam, hatte schon ein “Reporter” des DeutschlandKurier mit einem Kameramann und einer assistierenden “Oma gegen Grün” die wenigen Menschen an “unserem” Stand mit provozierenden Fragen bedrängt, ohne vorher zu fragen, ob sie überhaupt von ihm befragt und gefilmt werden wollen.
Da dieser Trupp überhaupt nicht locker ließ, habe ich dann einfach unser OMA-Schild mit der bunten Seite vor die Kamera gehalten. Die Teilnehmer “unserer” Demo waren dieselben, die immer dabei sind.
Ich finde, so lobenswert das Engagement ohne Zweifel ist: Es erreicht nicht ansatzweise die Mehrheit der Bevölkerung, wie die AfD-Propaganda.
Aber eine Lösung dazu habe ich leider auch nicht parat.
Uta
Ich fand es bedrückend, wie sehr „wir“ in der Minderzahl waren, bestürzend, wie viele junge Menschen dem Aufruf der extremen Rechten gefolgt waren. Und es macht mich wütend, dass Symbole wie die weiße Friedenstaube oder das biblische „Schwerter zu Pflugscharen“ – lange Ausdrucksformen pazifistischer und emanzipatorischer Bewegungen – völlig sinnentstellt hier auftauchten. Dass diese gezielte groteske Verdrehung von Symbolik die politische Orientierung der Öffentlichkeit destabilisiert, war nun deutlich zu merken. Und tatsächlich wunderten sich nicht wenige naive Neumarkt-Besucher, wieso wir „da dagegen sind“? Böswilligere pöbelten einige von uns auch an. „Ihr werdet schon auch noch aufwachen…“
Der Hinweis, dass die Friedenstaube für Versöhnung, Menschenrechte und internationale Solidarität steht, während hier damit Hass und Ausgrenzung gepredigt werden, verfing zumindest in meinen Gesprächen nicht. Der Verrat am ursprünglichen Geist dieser Symbole wird oder will nicht gesehen werden. Rechenschaftspflichtig sind jetzt offenbar immer öfter diejenigen, die die Lehre aus der Nazizeit ziehen wollen: „Nie wieder Faschismus“.
Sigrid
Als ich auf den Neumarkt kam, stieß mein Blick gegen eine etwa zehn oder fünfzehn Meter weiße Stoffwand, auf der in großen Lettern “DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT, DANN…” stand. Dahinter flatterten blaue Fahnen mit weißen Friedenstauben. Es waren dieselben Friedenstauben, die wir damals als Kinder besungen haben, “kleine weiße Friedenstaube fliege übers Land […] bringe ALLEN Menschen Frieden, grüß sie tausendmal…”, und das Zeichen “Schwerter zu Pflugscharen” sah ich auch. Wer damals in den 70ern/80ern den Mut hatte, es zu tragen, riskierte, von der Schule zu fliegen oder seinen Studienplatz zu verlieren.
Während ich diesen Erinnerungen noch nachhing … “und sie zitieren Heine, einen Juden”, sprach mich von hinten ein Mann an: “die OMAS GEGEN RECHTS sind also auch gegen den Frieden, sonst müssten sie doch mit dort drüben stehen?” “Mein Frieden ist wahrscheinlich anderer Natur und vor allem schließt er ALLE Menschen mit ein.” Als er mit dem üblichen Redeschwall über mich herfallen wollte, sagte ich: “Stopp, wenn Sie mit mir ein gutes Gespräch haben wollen, dann geht das nur auf Augenhöhe.” … – und es ging.
Monika

