Die OMAS GEGEN RECHTS.DRESDEN kommen im MAGAZIN »Leben in der Frauenkirche« zu Wort! Die neue Ausgabe hat “Mut und Demut” als Leitthema – und enthält unter dieser Rubrik auch Beiträge einiger unserer OMAS zum Thema Mut:
BIN ICH MUTIG? NEIN, JEDENFALLS NICHT MEHR ALS ANDERE.
Aber ich suche – und finde – Ermutigung in der Gruppe, bei den OMAS GEGEN RECHTS – Ermutigung, die mir heraushilft aus meinen Ohnmachtsgefühlen angesichts von Spaltung, Radikalisierung, Wut und Hetze. Mich auszutauschen, mit anderen zusammen aktiv zu sein hilft mir aus der »Kaninchen-vor-der-Schlange-Starre«, hilft mir, meinem Anspruch an mich selbst besser gerecht zu werden, hilft mir, dass ich in den Spiegel und meinen Kindern in die Augen schauen kann.

Nein, derzeit muss ich dafür (noch) nicht besonders mutig sein. Und ich hoffe darauf, dass wir mehr werden, dass mehr Menschen über ihre Alltagsthemen hinausblicken und aktiv werden – damit wir nicht doch bald wirklich großen, uns und unsere Lieben gefährdenden Mut brauchen.
Ulrike
EINIGE GEDANKEN ZUM THEMA MUT 🙂
Wenn ich beginne, darüber nachzudenken, ob wir OMAS mutig sind – muss ich ganz schön überlegen. Ist es mutig, naheliegende und logische Dinge öffentlich zu sagen? Ist es mutig, mit Menschen zu sprechen, die offensichtlich anderer Meinung sind?
Ist es mutig, Stolpersteine zu putzen, Mahnwachen abzuhalten und daran zu erinnern, dass es schon einmal eine so gefährliche und ausgrenzende Zeit gab und wir aufpassen müssen, dass wir nicht wieder in eine furchtbare Diktatur rutschen? Vielleicht ist es das.
Vielleicht ist es aber auch eine Notwendigkeit – es muss gesagt, gemahnt und aufgepasst werden, denn wir schlittern schon. Und die Schlitterpartie wird immer gefährlicher, immer eisiger, es geht immer schneller. Richtung dunkler Abgrund. Genau genommen habe ich mir bisher keine Gedanken darüber gemacht, ob das Mut ist, was uns auf die Straßen treibt.
Doch ich merke, dass mich manchmal meine Courage verlässt. Dass ich mich nicht mehr traue, stolz den Button OMAS GEGEN RECHTS zu tragen, sondern dass es ganz viel persönlichen Mut braucht, um ihn anzustecken. Das fällt mir in der Gruppe leichter. Allein habe ich tatsächlich Angst vor Wutanfällen, lauten Diskussionen, Übergriffen.

Was mir hilft? Ein Lied, das mich schon in meiner frühen Jugend begleitet hat – Gerhard Schöne hat bestens formuliert: »Spar Deinen Mut nicht auf für später, wenn Du mal was Großes bist, Dein Mut hilft weiter, weil täglich Mut vonnöten ist!« Das singe ich immer öfter. Und es hilft. So werde ich mutig, ohne es mir vorgenommen zu haben. Es passiert einfach so, weil es passieren muss.
Wenn wir in Angst versinken und uns verstecken, dann vereist die Schlitterbahn vollends. Unser kleiner Mut bremst die schnelle Abfahrt, taut die Eisbahn an. Und macht Hoffnung – denn Mut steckt an. Und je mehr Menschen Mut aufbringen, desto stärker wird die Wirkung auch. Das macht mir Mut, weiterzumachen 🙂
Claudia
OHNE MUT KÖNNTE ICH WAHRSCHEINLICH GAR NICHT LEBEN. WAS GEHÖRT DAZU?
Zum Beispiel Zuversicht, Menschen (Familie und Freunde), die hinter mir stehen, und für mich auch Gottvertrauen. Als OMA GEGEN RECHTS ist es mir passiert, dass ein Tankwart mich nicht bedienen wollte, als er meinen Button am Pullover sah. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass ich ihn noch angesteckt hatte. Aber so ein Vorfall schüchtert mich nicht ein, sondern ermutigt mich, zu meinen Ansichten zu stehen.
Allerdings muss ich auch einräumen, dass dieser Mut bei mir in jungen Jahren nicht in diesem Maße vorhanden war und ich es lieber allen recht machen wollte. Wir OMAS sind eine bunte Truppe mit vielen verschiedenen Ansichten, aber großen Schnittmengen. Gegenseitiges Ermutigen gehört dazu in diesen unsicheren Zeiten, um gemeinsam für unsere demokratische Grundordnung zu streiten.
Gisela
Wir finden, dass sich beim Lesen ein “Gänsehaut-Feeling” einstellt – und sind natürlich auch ein bisschen stolz 🙂